"Bilder sprechen mehr als tausend Worte"

Persönliche Motivation der Filmemacherin Lydia Oehling

Nach der Geburt meiner Tochter Lara im Jahr 1997 erlebte ich auf der Wochenbettstation eine Szene, die mich tief berührte und nie losgelassen hat:

Eine junge Mutter weigerte sich, ihr weinendes Neugeborenes hochzunehmen. Ihre Begründung: Sie habe das Kind bereits versorgt und wolle es „nicht zu früh verwöhnen“.

Diese Haltung begegnet mir seither immer wieder: Die Sorge, dass ein Kind durch zu viel Nähe unselbstständig werden oder später „auf der Nase herumtanzen“ könnte. Viele Eltern glauben, dass sie bereits bei Säuglingen Grenzen setzen müssen – als Vorbereitung auf das „wirkliche Leben“.


Meine persönliche Sicht als Mutter

Aus eigener Erfahrung denke ich jedoch anders. Ich bin überzeugt:

Kinder, die in ihren ersten Lebensmonaten verlässlich Zuwendung, Nähe und Geborgenheit erfahren, entwickeln ein tiefes Vertrauen – in sich selbst und in andere.

Diese Kinder wachsen häufig zu kooperativen, empathischen Menschen heran. Sie sind innerlich gestärkt und benötigen weniger Kampf um Aufmerksamkeit, weil sie erfahren haben: Ich bin wichtig. Ich werde gesehen.


Warum ich diesen Film gemacht habe

Viele Eltern wünschen sich eine gute Beziehung zu ihrem Kind – und stoßen dabei auf Unsicherheiten, Konflikte oder Überforderung. Ich habe oft erlebt, wie schwierig dieser Weg sein kann – für beide Seiten.

Deshalb habe ich mich nach meiner psychologischen Ausbildung bewusst dagegen entschieden, therapeutisch zu arbeiten. Stattdessen wollte ich als Filmemacherin einen Beitrag leisten, der früher ansetzt:

 

  • Eltern in ihrer Kompetenz zu stärken.
  • Wissen über Bindung leicht verständlich zu vermitteln.
  • Frühzeitige Unterstützung anzubieten – durch Bilder, Sprache und echte Geschichten.

 

Mit „Nähe zulassen“ möchte ich Eltern ermutigen, sich auf eine sichere Bindung einzulassen. Denn das ist die Grundlage für gesunde Entwicklung – für das Kind und die Beziehung.


Entstehung von "Nähe zulassen"

Das Thema Eltern-Kind-Bindung liegt mir sehr am Herzen – nicht zuletzt durch meine eigene Erfahrung als Mutter. Deshalb habe ich fast ein Jahr lang intensiv zum Thema „Bindung“ recherchiert. Mein Ziel war es, in meinem Film nur fundiertes Wissen und die besten Fachleute sichtbar zu machen.


Begegnung mit Prof. Dr. Karl Heinz Brisch

Ein Schlüsselmoment war die Entdeckung des renommierten Bindungsforschers Prof. Dr. Karl Heinz Brisch im Jahr 2005. Es hat mich einige Monate und viel Überzeugungsarbeit gekostet, mit ihm persönlich sprechen zu dürfen – doch der Einsatz hat sich gelohnt.

Ich bin überzeugt: Er ist eine der kompetentesten Stimmen zum Thema Bindung. Seine anschauliche, lebendige Art, wissenschaftliche Inhalte verständlich zu erklären, war ein großer Gewinn für den Film.


Der Elternkurs SAFE® im Film

Von Beginn an war mir klar: Auch sein Elternkurs **SAFE® – Sichere Ausbildung Für Eltern** sollte im Film eine Rolle spielen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Eltern ihre Kinder feinfühliger begleiten könnten, wenn sie mehr über die emotionalen Grundbedürfnisse von Babys wüssten.

Das Kurskonzept bietet wissenschaftlich fundiertes Wissen, das Eltern ermutigt, Signale ihrer Kinder wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. Es war nicht schwer, motivierte Teilnehmer\*innen zu finden, die bereit waren, ihre persönlichen Erfahrungen im Film zu teilen.


Die Bedeutung der Geburtssituation

Bei der Geburt meiner Tochter Lara im Jahr 1997 wurde mir bewusst, welchen Einfluss die Wahl des Geburtsortes auf die Eltern-Kind-Bindung haben kann. Krankenhausroutinen können – je nach Haltung des Personals – diesen sensiblen Prozess stärken oder erschweren.

Deshalb war es mir wichtig, auch diesen Bereich im Film zu thematisieren.

Ich war sehr dankbar, Dr. med. Michael Abou-Dakn als Protagonisten für den Film zu gewinnen – ehemaliger Vorsitzender der Initiative „Babyfreundliches Krankenhaus“ und Mitglied der Nationalen Stillkommission.

Er engagiert sich mit großer Überzeugung für die Förderung des Stillens und für die frühe Einbindung von Vätern in den Bindungsprozess.


Weitere Mitwirkende

Durch Dr. Abou-Dakn entstand auch der Kontakt zum St. Joseph Krankenhaus Regensburg, einem zertifiziert „babyfreundlichen Krankenhaus“.

Dort stellte mir Dr. med. Isolde Zeitler, Oberärztin der Geburtshilfe, Eltern vor, die bereits positive Erfahrungen mit einer bindungsorientierten Geburt gemacht hatten.

Sie empfahl mir außerdem die erfahrene Hebamme Wendl, die über 30 Jahre Berufserfahrung mitbringt. Anfangs noch zögerlich, ließ sie sich schließlich auf das Filmprojekt ein – und freute sich, ihr wertvolles Wissen an ein größeres Publikum weitergeben zu können.