Nach der Geburt meiner Tocher Lara (1997) erlebte ich im Wochenbettzimmer eine Situation, die mir für immer in Erinnerung blieb: Eine junge Mutter weigerte sich, ihr schreiendes Neugeborenes aus dem Bettchen in den Arm zu nehmen.Ihre Begründung: Sie habe es bereits versorgt und könne doch nicht „jetzt schon“ anfangen, das Kind zu verwöhnen.
Die weit verbreitete These, man könne einem Kind gar nicht früh genug Grenzen setzen, wird leider oftmals bereits auf Säuglinge angewandt. Ich denke, diese Verweigerungshaltung resultiert aus der Befürchtung der Eltern heraus, ihr „verwöhntes” Kind könne ihnen später „auf der Nase herumtanzen” oder man könne es garnicht früh genug "selbständig" machen und auf "die Härte des Lebens" vorbereiten.
Meiner Erfahrung nach als Mutter ist es jedoch genau umgekehrt. Ich bin überzeugt, dass Kinder sich wie ein Schwamm mit Zuwendung, Liebe und Geborgenheit voll saugen und damit gestärkt durchs Leben gehen. Durch die daraus erwachsene Zuversicht wachsen sie zu kooperativen Kindern heran, die später gerne bereit sind, sich selbst ein wenig zurückzunehmen und nicht ständig auf vielerlei Arten versuchen, vom Leben und ihrem Umfeld das einzufordern,was sie anfangs von ihren Eltern nicht bekommen haben.
Leider erlebe ich häufig, wie schwer sich manche Eltern mit ihren Kindern tun, und wie sehr beide Seiten darunter leiden. Ich denke, ihre Beziehungen könnten harmonischer verlaufen, wenn Eltern mehr darüber wüssten, wie Kinder/ junge Menschen „funktionieren”. Daher habe ich mich im Laufe meiner psychologischen Ausbildung entschieden, nicht im klinisch-therapeutischen Bereich zu arbeiten, sondern mich dem faszinierenden Thema Frühförderung der Eltern-Kompetenz als Filmemacherin zu widmen.